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Akustische Prinzipien

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AKUSTIK

Nicht nur für Schwerhörige

 

Wir alle sind mit dieser Erfahrung konfrontiert: akustische Probleme. Und dabei ist es gleichgültig, ob gut- oder schwerhörig. Nur vielen von uns ist nicht bewußt, daß akustische Probleme für eine Vielzahl von Befindlichkeitsstörungen verantwortlich sein können. Hier kommen sogenannte psychoakustische Phänomene zum Tragen, ob wir uns in einem Raum wohlfühlen oder nicht.

 

Leider wird dieser nicht nur für die Kommunikation so wichtige Bereich oftmals schon in der Planung von Räumen vollkommen mißachtet. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Wohnungen, Geschäfte, Vortragssäle, Kirchen, Bahnhofshallen oder Theater handelt. Bereits im Stadium der Idee wird oft gegen die grundsätzlichsten physikalischen Gesetzmäßigkeiten verstoßen. Ursache dafür ist teils Nichtwissen der Planer um die Wichtigkeit der akustischen Gesetze und teils der falsche Glaube, daß mit der (Ton-) Technik ohnedies wieder alles ins Lot gebracht werden könne. Nur, physikalische Naturgesetze kann auch die beste Technik nicht auf den Kopf stellen.

 

Und hier muß angesetzt werden:

Bereits in der Planungsphase sollten die Architekten und Baumeister gute Akustiker zu Rate ziehen, um von vornherein Räume zum Wohlfühlen zu planen. Denn in Räumen, in denen wir uns wohlfühlen, wird auch die Kommunikation zum Vergnügen. Es ist selbstverständlich, daß Statiker die Tragkraft von Decken und Wänden berechnen, die Akustik wird häufig "mit dem Gefühl" abgeschätzt. Die Ergebnisse sind dementsprechend.

 

Was sind nun die Faktoren, die für das Wohlfühlen - und in der Folge für die leichte Kommunikation - verantwortlich sind? Einer der wichtigsten Faktoren ist die Halligkeit eines Raumes. Wir wissen aus der täglichen Erfahrung, daß große Räume, wie z.B. Kirchen oder Bahnhofshallen eine große Halligkeit aufweisen. Diese Halligkeit erschwert die Kommunikation, weil sich der Nachhall mit dem gesprochenen Wort vermischt und die Verständlichkeit verschlechtert. Dieser Effekt ist ungefähr mit einem unscharf fotografierten Bild vergleichbar. Je unschärfer, desto mehr Details verschwimmen und können nicht mehr erkannt werden, bis letztendlich das Bild vollkommen unkenntlich geworden ist. In Räumen mit großer Nachhallzeit (mehrere Sekunden) ist es auch für den Guthörenden fast unmöglich, sinnvoll zu kommunizieren. Und für den Schwerhörigen ist eine derartige Ambiente ohnedies ein Horror.

 

Ein weiterer Faktor ist der Frequenzgang der Nachhallzeit. Es macht einen großen Unterschied, ob die Nachhallzeit bei tiefen, mittleren oder hohen Frequenzen im Verhältnis zur Raumgröße zu lang ist. Einen zu langen Nachhall bei hohen Frequenzen empfinden wir als besonders unangenehm.

 

Dabei geht es keinesfalls um neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern um Basiswissen, das bereits seit Jahrzehnten in der Literatur beschrieben ist. Es gibt seit Jahrzehnten Tabellen und Diagramme, die den Zusammenhang zwischen Raumhalligkeit, Raumvolumen und Art der Darbietung zeigen. So brauche ich für reine Sprachübertragung (z.B. Vorträge) eine sehr trockene Akustik (kurze Nachhallzeiten, ca. 0,5 - max. 1sec bei großen Räumen), während für Musik eine etwas längere Nachhallzeit akzeptabel ist und reine Orgelklänge relativ lange Nachhallzeiten (bis zu 2,5 sec) brauchen. Dies ist der Grund, warum eine große Orgel in einer Kirche einfach am besten klingt. Dafür habe ich in der Kirche zumeist Probleme mit der Sprachverständlichkeit.

 

Lautsprecheranlagen zur Verstärkung von Sprach- oder Musiksignalen müssen mit diesen physikalischen Gegebenheiten fertig werden. Dies geht nur, wenn bereits vor der Planung die akustischen Umstände bekannt sind. Gerade aber in diesem sehr sensiblen Bereich wird oftmals massiv "gesündigt". Viele große und namhafte Unternehmen am Beschallungssektor sind nicht in der Lage oder Willens, wirklich gute und funktionierende Anlagen zu planen und zu installieren.

Es klingt vielleicht paradox, aber: Die gute Lautsprecheranlage ist unhörbar! Der Lautsprecher selbst soll nicht in Erscheinung treten, er soll lediglich die Darbietung (gleichgültig ob Sprache oder Musik) unterstützen, die Sprachverständlichkeit durch Erhöhung des Direkschallanteils verbessern.

 

Damit dies möglich ist, ist naturgemäß ein gewisser technischer Mindestaufwand notwendig, was aber nicht unbedingt einen hohen Preis bedeuten muß. Die Qualität liegt vielmehr in der Art und Weise, wie die Anlage geplant und installiert wird. Zu beachten ist, daß bereits die Signalquelle, also z.B. ein Mikrofon, eine entsprechend hohe Qualität aufweisen muß, weil die nachfolgende Anlage ein mangelhaftes Signal logischerweise nicht mehr verbessern kann. Auch der adäquaten Verkabelung wird viel zu selten Beachtung geschenkt. Wie bei einer Kette müssen alle Komponenten einer Beschallungsanlage passend aufeinander abgestimmt sein, soll der Erfolg, eine gute Sprachverständlichkeit und Musikwiedergabe, garantiert sein. Bei einer derart geplanten und installierten Anlage wird auch der leicht Schwerhörige problemlos hören und verstehen können. Tatsächlich gibt es in Österreich in öffentlich zugänglichen Gebäuden nur sehr wenige Anlagen, die diesen Anforderungen wirklich gerecht werden.

 

Doch selbst die beste Lautsprecheranlage ist für den Hörgeräte- oder CI-Träger zumeist nicht ausreichend, eine gute Sprachverständlichkeit zu erreichen. Hier spielen zusätzliche Faktoren eine Rolle, die für das Verstehen als Solches verantwortlich sind.

 

Dafür bietet sich die indukTive Höranlage als ideale Problemlösung an. Die indukTive Höranlage reduziert den Hörabstand des Schwerhörigen auf die Distanz zwischen Mund und Mikrofon des Redners. Raumhall und Nebengeräusche werden wirkungsvoll ausgeblendet, der Schwerhörige hört klar und störungsfrei die Darbietung.

 

Das Grundprinzip: Bei einer indukTiven Höranlage wird ein einzelner Draht rund um den zu "beschallenden" Raum verlegt. Dieser Draht ist an einen speziellen IndukTions-Verstärker angeschlossen, der einen dem Signal entsprechenden Strom in die Schleife einspeist. Dadurch entsteht innerhalb dieser Schleife ein schwaches Magnetfeld, das mit geeigneten Hörgeräten (mit T-Stellung) wie mit einer Antenne aufgenommen werden kann. Da dabei das Hörgerätemikrofon abge-schaltet ist, hört der betroffene Zuhörer klar und störungsfrei die gewünschte Darbietung - mitunter besser als Guthörende bei einer schlechten Lautsprecher-anlage.

 

Wichtig ist natürlich auch bei der indukTiven Höranlage, daß Planung und Installation sorgfältig durchgeführt werden. Es gibt internationale Normen, die genau festlegen, wie eine indukTive Höranlage ausgeführt und eingestellt sein muß. Nur bei Einhaltung dieser Normen ist sichergstellt, daß der Hörgeräteträger einen Vorteil aus der Installation einer solchen Anlage hat. Leider gibt es gerade in diesem Bereich viele Scharlatane, die die grundsätzlichen Regeln der modernen IndukTivtechnologie mißachten und Anlagen in der Technik von Vorgestern mit entsprechend mangelhafter Funktion installieren. Mit solchen Anlagen ist niemandem gedient.

 

Mit moderner IndukTivtechnologie ist es heute möglich, fast jede Raumgröße und Raumform, ja selbst Autos, mit nahezu HiFi-Qualität zu "beschallen". Der limitierende Faktor für das Hören ist somit nur mehr das Maß der individuellen Hörbehinderung.