schwerh.jpg (6989 Byte) Hier geht es um die Akzeptanz und das richtige Verhalten gegenüber Schwerhörigen bzw. Gehörlosen und die Kommunikation.

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Gespräche mit Schwerhörigen

 

Für den Guthörenden ist es schwierig, sich in die Situation eines Schwerhörigen hineinzudenken. Somit sind auch viele Verhaltensweisen den Schwerhörigen gegenüber falsch oder zumindest ungünstig. Allein das richtige Verhalten hilft bereits den Betroffenen zu einer besseren Lebensqualität, weil sie sich verstanden und akzeptiert fühlen.

Oftmals wird fälschlicherweise angenommen, der Schwerhörige höre einfach nur leiser. Wahr ist vielmehr, daß Schwerhörige (je nach Grad der Schwerhörigkeit) in bestimmten Frequenzbereichen unterschiedlich starke Hördefizite aufweisen. Es wird daher z.B. von einer Hochton- oder Tieftonschwerhörigkeit gesprochen. Die Defizite können natürlich auch die mittleren Frequenzen betreffen oder unterschiedlich stark sehr selektiv auftreten. Welche Art der Schwerhörigkeit vorliegt, muß vom HNO-Arzt mittels sogenannter Audiogramme festgestellt werden. Es würde den Rahmen dieser Artikel sprengen, würde ich hier auf alle Möglichkeiten und Ursachen eingehen.

Jedenfalls ist es so, daß der Schwerhörige sehr wohl hört (eben anders als der Guthörende), als Folge aber nicht oder nur schwer versteht. Das bedeutet, daß in der Kommunikation mit Schwerhörigen gewisse Spielregeln beachtet werden müssen, um den Betroffenen das Verstehen zu ermöglichen.

 

DIE GRUNDREGELN IN DER KOMMUNKATION MIT SCHWERHÖRIGEN

  • Versuchen Sie, wenn möglich, Plätze aufzusuchen, die keine oder nur geringe Nebengeräusche aufweisen, bzw. reduzieren Sie die Lautstärke von Radio, Fernsehen etc. Schwerhörige haben große Probleme mit der Trennung von Nutzsignal (das gesprochene Wort) und den umgebenden Störgeräuschen.
  • Sprechen Sie mit normaler Lautstärke. Schreien oder Brüllen werden vom Schwerhörigen genauso unangenehm empfunden wie vom Guthörenden und erschweren zumeist nur das Verstehen.
  • Sprechen sie etwas langsamer und artikulieren Sie deutlich. Der Schwerhörige benötigt mitunter etwas länger zum Übersetzen vom Hören zum Verstehen und muß sich trotzdem gewisse Silben erst "ausrechnen".
  • Sehen Sie dem Schwerhörigen beim Sprechen ins Gesicht. Viele Betroffene helfen sich mit Lippenablesen, um fehlende Silben zu ergänzen.
  • Achtung Bartträger: Halten Sie Ihre Lippen vom Bart frei, damit der Schwerhörige trotzdem von den Lippen ablesen kann.
  • Achten Sie bei Kunstlicht darauf, daß Ihr Mund beleuchtet wird. Stehen Sie z.B. nicht mit dem Rücken zu einem hellen Fenster, weil dabei Ihr Mund nicht genau gesehen werden kann (Hell-Dunkel-Kontrast).
  • Sprechen Sie Hörbehinderte nicht von hinten an, sie werden es zumeist nicht verstehen und, weil häufig auch das Richtungshören betroffen ist, nicht auf sich selbst beziehen. Besser ist es, durch ein kurzes Berühren (z.B. auf die Schulter klopfen, etc.) auf sich aufmerksam zu machen.
  • BESONDERS WICHTIG: Legen Sie den verbreiteten Irrglauben ab, daß Hörbehinderte geistig weniger regsam wären als guthörende Menschen. Das oftmalige Nachfragen "wie bitte?" hat nichts, aber auch schon gar nichts, mit geistiger Behinderung oder Begriffstutzigkeit zu tun.

 

 

 

EXPERIMENT FÜR GUTHÖRENEDE:

An einem Platz mit mittlerem Geräuschpegel (z.B. Restaurant, Kantine, Bahnhofshalle etc.) wird ein Ohr mit der Hand gut abgedeckt. Es ist feststellbar, daß z.B. ein Gespräch am Nachbartisch, das mit normaler Lautstärke geführt wird, kaum verstanden wird. Wird das abgedeckte Ohr wieder freigegeben, kann das Gespräch wieder problemlos verfolgt werden. Daraus ist zu erkennen, daß zur Trennung von Nutz- und Störsignal die vollständige Information BEIDER Ohren notwendig ist. Dem Schwerhörigen fehlen aber diese Informationen, wodurch das Verstehen massiv erschwert wird.