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Planungskriterien

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Hinweise zur Planung akustischer Anlagen in Kirchen

 

GRUNDSÄTZLICHES

Kirchen sind nicht nur in architektonischer Hinsicht grundverschieden, auch die akustischen Gegebenheiten sind von Kirche zu Kirche grundverschieden. Dabei spielt nicht nur die Größe einer Kirche, sondern auch die Raumgestaltung (Grundriß, Höhe, Gliederung, Ausgestaltung, verwendete Materialien etc.) eine Rolle.

Daraus folgt, daß akustisch keine Kirche einer anderen gleicht. Wird eine qualitativ höchstwertige Beschallung, die dem aktuellen Stand der Akustiktechnik entspricht, gefordert, kann es keine vorgefertigten Lösungen geben. Jede Kirche erfordert eine auf die speziellen Anforderungen abgestimmte Planung und Installation. Dies ist insbesonere auch dann von hoher Wichtigkeit, wenn die Kombination mit einer indukTiven Höranlage vorgenommen werden soll.

 

HINWEIS 1

"Stangenware", bzw. vorgefertigte Sets sind selten geeignet, eine hochwertige Beschallung sicherzustellen, weil sie die speziellen akustischen Umstände in unterschiedlichen Kirchen nicht berücksichtigen können.

 

HINWEIS 2

Jede Kirche erfordert eine individuelle Planung. Dabei sind bei komplexeren Fällen moderne CAD-Programme zur Planung heranzuziehen. Nur mit diesen Programmen können Schwachstellen einer Beschallungsanlage rechtzeitig erkannt und vermieden werden (z.B. Mikrofonieprobleme, Abschattungen, Überlappungen etc.).

 

HINWEIS 3

Bevor mit einer zielgerichteten Planung begonnen werden kann, müssen die genauen akustischen Verhältnisse in der Kirche evaluiert werden. Dazu gehört z.B. die Messung der Nachhallzeit und deren Frequenzgang. Ein Grundrißplan ist zur Planung unumgänglich, ein Querschnitt durch das Kirchenprofil erleichtert weiter die Planungsarbeiten.

 

Ohne diese Voraussetzungen wird es nur in wenigen Fällen möglich sein, wirklich höchstwertige Anlagen anbieten zu können. Empirie ist heute kaum ausreichend, alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Trotzdem bleibt die langjährige Erfahrung ein wichtiger Bestandteil der Planung.

DIE AUSWAHL DER KOMPONENTEN

 

Gerade bei der Entwicklung von Lautsprechern und den dazu gehörenden elektronischen Geräten hat es in den letzten Jahren bahnbrechende Fortschritte gegeben. Es gibt heute - durchaus preiswert - Möglichkeiten, die noch vor einigen Jahren als praktisch undurchführbar galten.

 

Leider gibt es immer wieder Akustikunternehmen, die es verabsäumt haben, diese Entwicklungen zu akzeptieren und daher Systeme mit veralteten Technologien anbieten. Wir besuchen regelmäßig Schulungen und Messen, um stets auf dem aktuellen Stand des Wissens zu sein.

 

Die folgenden Hinweise sollen helfen, moderne Technologien leichter erkennen zu können:

 

HINWEIS 4:

Die bisher vielfach verwendeten sogenannten "Schallzeilen" sind für die meisten Beschallungsaufgaben obsolet. Diese Lautsprecherbauart liefert zumeist einen nach den heutigen Anforderungen ungenügenden Frequenzgang und zumeist unklare Abstrahlverhältnisse. Mit Schallzeilen ist eine räumlich und tonal homogene Beschallung kaum zu erreichen.

 

HINWEIS 5:

Die meisten Kirchen weisen Innenmaße auf (Richtwert für die Gesamtlänge ca. 15 - 20m), bei denen die Schalllaufzeiten bereits eine wichtige Rolle bei der Sprachverständlichkeit spielen. Bei Beschallungsanlagen mit soge-nannten "verteilten Lautsprechern" (dies werden die meisten Anlagen sein) ist es daher unumgänglich, "Delays" (Verzögerungsleitungen) vorzusehen, die die unterschiedlichen akustischen Laufzeiten kompensieren. Eine dertige Anlage OHNE Delays mit den dazugehörenden Verstärkern kann keine gute Sprachverständlichkeit liefern. Dies sind physikalische Gesetze, die sich nicht auf den Kopf stellen lassen.

 

 

HINWEIS 6:

Es wird heute immer häufiger nicht nur gute Sprachwiedergabe, sondern auch eine gute Musikfähigkeit der Anlage gefordert (Jugendmessen, künstlerische Veranstaltungen etc.). Da Sprach- und Musikwiedergabe grundsätzlich unterschiedliche Anforderungen an die Beschallung stellen, sind nicht nur die beiden obigen Punkte von hoher Bedeutung, sondern es ist ein besonders Augenmerk auf ausreichende Verstärkerleistung zu legen. Dies bedeutet nicht, daß die Kirche zur Disco werden soll. Jedoch sind zur reinen und klaren Wiedergabe von dynamischen Musikpassagen ausreichende Leistungsreserven einzuplanen.

 

HINWEIS 7:

Der Einfluß der Verkabelung auf die Qualität der Gesamtanlage wird nachwievor unterschätzt. Die Verwendung minderwertiger Kabel kann die Funktion der gesamten Anlage in Frage stellen.

 

HINWEIS 8:

Die Anlage kann nur so gut sein wie die gewählten Signalquellen. Dies werden in den meisten Fällen Mikrofone sein. Die Auswahl der geeigneten Mikrofone bedarf großer Sorgfalt, um bestmögliche Wiedergabe und geringstmögliche Rückkopplungsneigung sicherstellen zu können. Die gerne auf Altären verwendeten Grenzflächenmikrofone können sehr leicht zu Problemen führen und sind daher nicht grundsätzlich zu empfehlen.

 

HINWEIS 9:

Gerade in halligen Kirchen stellt die Gefahr der akustischen Rückkopplung ein großes Problem dar, weil dadurch der mögliche Schalldruckpegel begrenzt wird. Es gibt jedoch heute Geräte, die helfen, diese Rückkopplungen wirksam zu unterdrücken. Anlagen in kritischen Räumen, die ohne derartige "Feedback Reducer" angeboten werden, stellen nicht den aktuellen Stand der Technik dar.

 

HINWEIS 10:

Die Montageplätze und die Ausrichtung der Lautsprecher müssen so gewählt werden, daß eine Beschallung des freien Kirchenraums (Schallabstrahlung nach oben) tunlichst vermieden wird.

 

HINWEIS 11:

Es ist darauf zu achten, daß nur Komponenten von namhaften Herstellern mit guter Reputation verwendet werden. Nur dadurch kann eine eventuell notwendige Reparatur oder Ersatzteilversorgung auch in einigen Jahren noch zuverlässig sichergestellt werden. Leider werden oftmals Komponenten unbekannter Herkunft angeboten, deren mögliche Reparatur im Bedarfsfall nicht gesichert ist.