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Hören und Verstehen
Sprachverständlichkeit

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HÖREN UND VERSTEHEN

SPRACHVERSTÄNDLICHKEIT

 

Das Hören an sich ist ein rein physiologischer Vorgang, ein Aufnehmen von akustischen Informationen. Wenn das Gehör prinzipiell in Ordnung ist, geht dieser Vorgang praktisch automatisch vor sich.

Selbst im Schlaf ist unser Gehör aktiv - sonst würden wir z.B. einen Wecker nicht wahrnehmen.

Im Gegensatz dazu ist das Verstehen - im Sinne eines bewußten Wahrnehmens und Verarbeitens der empfangenen akustischen Informationen - ein höchst komplexer Vorgang, der verschiedene Bereiche des Gehirns im höchsten Maße fordert. Erst durch die Datenverarbeitung der Nervenimpulse vom Weg von der Cochlea ausgehend bis hin zur Großhirnrinde können die Informationen ausgewertet und mit bekannten Mustern verglichen - zugeordnet - werden. Verstehen bedeutet somit nicht nur das sinngemäße Erfassen von gehörten Buchstaben und Silben zu Worten und Sätzen, sondern auch das Erkennen von bekannten Geräuschen (z.B. Hupen eines Autos) und Raum- (Hall) und Richtungsinformationen.

 

Gehen irgendwo am Weg zwischen Schallquelle und Großhirnrinde Informationen verloren, werden zwar akustische Ereignisse gehört, das Verstehen ist jedoch erschwert oder gänzlich behindert. Gewisse Störungen können - ein gesundes Gehör vorausgesetzt - im Sinne eines mathematischen Algorithmus, ähnlich der Fehlerkorrektur bei digitalen Übertragungen, ausgebessert werden. Ab einer gewissen Fehlerquote setzen jedoch auch die besten Algorithmen aus, das Verstehen wird irgendwann unmöglich.

 

Äußere Störungsursachen können z.B. sein:

Hoher Umgebungsgeräuschpegel, der die gewünschte Information überdeckt;

Mangelhafte Lautsprecheranlagen (z.B. Bahnhöfe, Verwendung von Schallzeilen, Mißachtung der wichtigen psychoakustischen Phänomene etc.)

Starker Raumhall

 

Innere Störungsursachen können sein:

Verlegter äußerer Gehörgang (Cerumen)

Hörerkrankungen (Otitis media, Tinnitus)

Schwerhörigkeit (Unterscheidung Schallleitungs- , Schallempfindungsschwer-

hörigkeit)

Gehörlosigkeit

 

Für Lautsprecheranlagen gibt der sogenannte Sprachverständlichkeitsindex (Speech Transmission Index – STI) einen wichtigen Hinweis zur Qualität. Ein STI von "1" bedeutet eben 100%iges Verstehen, ein STI von "0" wäre der absoluten Unverständlichkeit gleichzusetzen. Ein STI unter 0,55 ist in der Praxis unakzeptabel, ein STI von besser als 0,75 ist als gut zu bezeichnen. Mit Hilfe von Tabellen und moderner Computersimulationen kann der STI an einer bestimmten Stelle des Raums ziemlich genau berechnet und mit speziellen Auralisationsprogrammen sogar hörbar gemacht werden. Damit sind Fehlerquellen bereits im Planungsstadium rasch zu lokalisieren und können durch entsprechende Korrekturen behoben werden.

 

Voraussetzung dazu ist allerdings der rechtzeitige Planungsbeginn und das Wissen um die Ausgestaltung des Raums, da diese Faktoren ja die Akustik und daher die Sprachverständlichkeit nachhaltig beeinflussen. Leider wird dieser Faktor nachwievor von vielen Architekten oder Planern unterschätzt.